Asiatische Einhörner

Das Einhorn in China

...schon vor der überlieferten Sage über den Einsiedler Einhorn waren in China ein einhörnige Tiere bekannt. So wird im Buch Erh-ya (Buch der Synonyme, vor 200 v. Chr.) ein Einhorn als Vierfüßer mit dem Körper eines Hirsches, dem Kopf eines Wolfes, den Hufen eines Pferdes und den Schwanz eines Ochsen geschildert. Andere Quellen beschreiben es eher als eine Ziege, einen Hund oder ein Pferd.

chinesisches Ch'i-lin

Es wird unterschieden zwischen dem Ch'i-lin und dem Hsieh-chai. Der Ursprung des Ch'i-lin ist wohl der weiße Hirsch, der in der chinesischen Mythologie eine ähnliche Bedeutung hat wie das Ch'i-lin. Dieses Einhorn zeichnet sich durch ein eher stumpfes Horn aus, das mit Fleisch überzogen ist. Es kann damit niemanden verletzen. Es gilt als Bote für Glück und Frieden und gehört neben Drachen, Phönix und Schildkröte zu den vier heiligen Wundertieren. Es nennt die Fähigkeit, über Wasser zu wandeln sein eigen. Auch bewegt es sich so leichtfüßig, daß es keine Pflanzen knickt oder Lebewesen zertritt. Seine Stimme ist lieblich und rein wie eine Glocke. Wenn es sich weigert, Wasser zu trinken, ist es ein Anzeichen dafür, daß es verschmutzt ist.

Als Bote für gute Nachrichten erschien das Ch'i-lin das erste Mal 2698 v.Chr. dem Herrscher Huang-ti als Hinweis für die glückliche Regierungszeit, die unter diesem Herrscher folgen sollte. Und so geschah es wirklich: Huang-ti soll Musikinstrumente erfunden und sein Volk gelehrt haben, mit Ziegelsteinen zu bauen; er war es auch, der zum erstenmal das chinesische Volk einte. Der nächste Auftritt des Ch'i-lin erfolgte erst mit dem Tod von Huang-ti. Es soll ihn auf seinen Rücken in das Reich der Toten hinübergetragen haben.

Im 6. Jahrhundert v.Chr. zeigte es sich einer jungen Frau namens Yen Tschen-tsai in einem Tempel. Es neigte sein schweres Haupt und liess eine Schreibtafel aus Jade in ihre Hand fallen. In die Tafel waren Schriftzeichen eingeritzt, die besagten, sie würde einen Sohn zur Welt bringen - einen König ohne Thron. Der Sohn, dem sie später das Leben schenkte, war der Konfuzius. Seine Lehren sollten Grundstein für das System von Ordnung und Gehorsam, das die chinesische Geisteswelt und Regierungsform jahrhundertelang prägte sein. Abbildungen des Tieres werden nach alter Tradition auf die roten Stühle geheften, in denen die chinesischen Bräute in das Haus ihrer Ehemänner getragen wurden. Es steht für Fruchtbarkeit und Kindersegen.

Das Hsieh-chai ist das Gegenstück zum Ch'i-lin. Es besitzt ein spitzes, langes Stirnhorn und kann zwischen Gut und Böse unterscheiden. Unter der Regierung des Kaisers Shun war es oft bei Verhandlungen zugegen und strafte die Schuldigen, indem es sie mit seinem Horn durchbohrte. Diese beiden Einhornformen werden aber selbst in der chinesischen Literatur nicht auseinandergehalten. Oft werden beide Formen gemischt, um so die Fähigkeiten zu vereinen.Zur Zeit des Kaisers Shun half es bei der Rechsprechung, indem es die Schuldigen zu durchbohren drohte. Aber selbst in der chinesischen Literatur werden diese beiden Arten nicht immer auseinandergehalten.

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Es gibt auch weitere chinesische Einhornarten, von denen mir allerdings nicht so viele Informationen vorliegen. Zum einen existiert das Bai ma. Es hat den Körper eines weißen Pferdes und den Schwanz eines Stieres. Sein Ruf ähnelt dem Brüllen eines Tigers. Zum anderen existiert ein geflügeltes chinesisches Ungeheuer, das am ehesten einer Chimäre ähnelt. Es besitzt den Körper und den Schanz eines kleinen Löwen und wird Bixie genannt.
Ein weiteres pferdeähnliches Einhorn nennt sich Bo. Es besitzt die Zähne und Klauen eines Tigers. Sein Körper ist weiß, der Schwanz jedoch Schwarz. Das Bo ist gegen jegliche Waffen unempfindlich. Sein Ruf ähnelt den Geräuschen einer Trommel.


Ch'i-lin

Das Einhorn in Japan

Das japanische Einhorn hat sich auch den chinesischen Einhörnern entwickelt und heißt Kirin. Es hat einen sich nie irrenden Sinn für Gerechtigkeit, so daß es bei Prozessen erscheint, um dort die Unschuldigen zu befreien. Die Schuldigen teilt es mit seinem Horn entzwei. Die Parallelen zu den chinesischen Einhörnern ist also unverkennbar. Weshalb die Japaner gerade ein Bier nach diesem Tier benennen ist mir allerdings schleierhaft.


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