Das oben erwähnte Hercynische Waldgebirge kann von einem kräftigen
Wanderer in seiner Breite in neun Tagen durchquert werde. Anders kann man seine
Ausdehnung nicht bestimmen; denn eine andere Messung der Wege kennen sie nicht.
Es erstreckt sich vom Gebiet der Helvetier, Nemeter und Rauraker parallel zur
Donau bis zum Gebiet der Daker und Anartier. (...)
Bekanntlich leben in ihm viele Tierarten, die man anderswo nicht sieht. Unter
ihnen sind folgende, welche sich am meisten von den übrigen unterscheiden
und der Erinnerung wert sind:
Es gibt dort ein Rind von der Gestalt eines Hirsches. Mitten aus seiner Stirn
ragt zwischen den Ohren ein einziges Horn hervor, höher und gerader als
die uns Römern bekannten Hörner. Von der Spitze gehen in die Breite
Verästelungen aus wie gespreizte Hände und Zweige. Männchen und
Weibchen haben die geliche Gestalt und auch dieselbe Form und Größe
der Hörner.
Es gibt dort auch die sogenannten Elche. Sie ähneln in ihrer Gestalt und
der Farbigkeit ihrer Felle den Ziegen, sind aber ein wenig größer.
Sie haben abgestumpfte Geweihe und Beine ohne Knöchel und Gelenke. Sie
legen sich auch nicht nieder, um zu ruhen, und können sich nicht wieder
auf die Beine stellen und aufrichten, wenn sie, durch einen Unfall gestürzt,
umgefallen sind. Bäume dienen ihnen als Lagerstätte; an sie lehnen
sie sich an, und auf diese Weise ein wenig gestützt finden sie Schlaf.
Wenn die Jäger aus ihrer Fährte ihren Aufenthalt gefunden haben, unterwühlen
sie entweder alle Bäume dort an den Wurzeln oder sägen sie an, so
daß noch der Eindruck eines stehenden Baumes erhalten bleibt. Wenn die
Elche sich ihrer Gewohnheit gemäß anlehnen, so reißen sie aufgrund
ihres Gewichts die angesägten, schwachen Bäume um und stürzen
selbst zu Boden.
Die dritte Art sind die sogenannten Auerochsen. Die Größe, Gestalt
und das Aussehen ihrer Hörner unterscheiden sich sehr von denen unsrer
Rinder. Die Germanen sammeln sie leidenschaftlich, fassen ihr Äußeres
in Silber ein und benutzen sie bei glänzenden Gelagen als Trinkgefäße.
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